Der europäische Weg zur Gentherapie
Ein fünfköpfiges Team unter der Leitung von Prof. Heinz Zwierzina von der Klinischen Abteilung für Allgemeine Innere Medizin sucht Biomarker, die für die Erforschung biologischer Krebstherapien verwendet werden können. Geforscht wird nach geeigneten Proteinen, die auf biologische Krebstherapien reagieren und für weitere klinische Studien verwendbar sind. Gefördert wird die Forschungsarbeit im Rahmen eines von der EU unterstützten Netzwerkes.
Versuchte man bisher, Krebszellen mit für die Patientinnen und Patienten ziemlich belastenden Chemotherapie zu zerstören und Tumore zu schrumpfen, so zielt die neue Generation von biologischen Medikamenten darauf ab, die Krebszellen am Weiterwachsen zu hindern, praktisch ein unbeschwertes Leben mit dem Krebs zu ermöglichen. Weiters wird in der Chemotherapie die maximal verträgliche Dosis verabreicht. In der biologischen Therapie versucht man indes die optimale Dosierung zu finden. Diese Art von Therapie ist schonender, doch sprechen verschiedene Patientengruppen unterschiedlich gut oder teilweise gar nicht auf die jeweilige Behandlung an. Umso wichtiger ist es, so genannte Biomarker zu finden, anhand derer man die Empfänglichkeit für solch eine Behandlung und damit verbundene Veränderungen feststellen kann. Bei Biomarkern handelt es sich um Proteine, die mit dem Ansprechen auf biologische Krebstherapien korrelieren.
Forschung Schritt für Schritt
Zur Vorbereitung klinischer Studien werden vorerst sinnvolle Vorgehensweisen erarbeitet, um einzelne Arbeitsschritte Stück für Stück vorbereiten zu können. Für die Entwicklung einer neuen biologischen Krebsbekämpfung wie der Gentherapie müssen erst Marker gefunden werden, anhand derer man Veränderungen und somit Erfolge feststellen kann. So hat das Team um Prof. Heinz Zwierzina, Leiter des Labors für Experimentelle Onkologie der Klinischen Abteilung für Allgemeine Innere Medizin, im Vorfeld von Krebsbehandlungen Proteinprofile von bösartigen Zellen erstellt. Dann wurden die posttherapeutischen Profile mit den vorherigen verglichen. Auf Grund der Ergebnisse konnte eine Aufteilung in zwei Gruppen stattfinden: zum einen Tumorzellen, bei denen die Therapie ansprach und sich bei bestimmten Proteinen Veränderungen feststellen ließen und zum anderen Zellen, bei denen dies nicht der Fall war. Anhand dieser Erkenntnisse werden nun diejenigen Proteine beschrieben und klassifiziert, an denen sich Veränderungen unter bestimmten Bedingungen zeigten. Die Arbeit erfolgte in Zusammenarbeit mit Prof. Herbert Lindner vom Biozentrum, wo die entsprechenden Proteine mittels Massenspektrometrie identifiziert wurden. Im nächsten Schritt werden die Ergebnisse in internationalen Gesprächen diskutiert und mit jenen der Partner im EU-Netzwerk Clinigene verglichen. Wir wollen mit Hilfe von vereintem europäischem Fachwissen die sinnvollsten Marker zur Verwendung in den folgenden klinischen Studien finden, sagt Prof. Zwierzina. Erst dann können wir uns an die Erforschung der optimalen Dosierung für biologische Krebsbekämpfung machen und vor allem diejenigen Patienten in klinische Studien einschliessen, bei denen eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie auf die genannten Therapien ansprechen.
Erfahrungsaustausch im Netzwerk
Die Arbeitsgruppe um Prof. Zwierzina ist an dem europäischen Netzwerk Clinigene beteiligt, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Fortschritte und weitere Vorgehensweisen in Sachen Gentherapie zu diskutieren. Im Vordergrund stehen hierbei der Erfahrungsaustausch und die Schaffung von gemeinsamen Datenbanken. Koordiniert wird dieses Netzwerk von Prof. Odile Cohen Haguenauer von der Ecole Normale Supérieure de Cachan in Frankreich. Am Netzwerk beteiligt sind 27 Universitäten und Forschungseinrichtungen aus zwölf europäischen Ländern, unter anderem Frankreich, Deutschland, Israel und Italien. Unterstützung kommt außerdem von elf industriellen Partnern. Immerhin belief sich das Fördervolumen der Europäischen Union in den ersten 18 Monaten auf 3,6 Mio. Euro, davon wurden der Forschergruppe in Innsbruck rund 94.000 Euro zugesprochen und weitere 86.000 Euro zugesichert. Die Laufzeit des Projekts beträgt insgesamt fünf Jahre.