search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

nachruf_neu.jpg

Nachruf Univ.-Prof. Dr. Ernst-Nikolaus Neu

Die Medizinische Universität Innsbruck trauert um Univ.-Prof. Dr. Ernst-Nikolaus Neu.

Univ.-Prof. Dr. Ernst-Nikolaus Neu hat ein Leben für die Wissenschaft, Lehre und Kinderheilkunde geführt. 1976 hat er an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck begonnen, Humanmedizin zu studieren und widmete sich zugleich von 1979 bis 1982 dem Studium der Psychologie. Noch während des Studiums war er als Studienassistent am Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie bei Univ.-Prof. Dr. Georg Wick tätig, wo er den Grundstein für seine wissenschaftliche Laufbahn legte. Nach der Promotion 1982 war er Vertragsassistent am selben Institut, wo er seine ersten eigenständigen Forschungsschritte unternahm.

Ein entscheidender Abschnitt seiner wissenschaftlichen Entwicklung begann 1985, als er mit einem Schrödinger-Stipendium an das „Department of Immunology and Infectious Diseases“ der Johns Hopkins University in Baltimore wechselte. Dort forschte er an der Pathogenese postinfektiöser Autoimmunerkrankungen. Diese Jahre prägten sein wissenschaftliches Profil und verschafften ihm auch internationale Anerkennung. 1986 wurde er zum Faculty Member der Johns Hopkins University ernannt. 1987 kehrte er nach Innsbruck zurück und leitete als Arbeitsgruppenleiter am Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie eigene Projekte. Bereits 1992 habilitierte er sich für das Fach Funktionelle Pathologie.

1991 hatte er den Entschluss gefasst, sich der klinischen Medizin zuzuwenden, und wurde Assistenzarzt an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Internationale Aufenthalte an der „Neonatal Intensive Care Unit“ des Hospital for Sick Children in Toronto sowie an der Pädiatrischen Intensivstation des Deutschen Herzzentrums in München erweiterten seinen Blick für modernste Therapien und schärften seinen klinischen Fokus auf schwerkranke Neugeborene und Kinder.  An der Kinderklinik hatte er als Assistenzarzt eine eigene Arbeitsgruppe und ein innovatives Forschungslabor erfolgreich aufgebaut. 1997 habilitierte er sich ein zweites Mal, nun für das Fach Pädiatrie, und wurde noch im selben Jahr zum außerordentlichen Professor der Universität Innsbruck ernannt. Er erwarb zudem die Facharzttitel für Immunologie, Pädiatrie und Intensivmedizin und schuf sich damit die Grundlage für eine führende Rolle an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und klinischer Praxis.

Von 2000 bis 2011 leitete er die Pädiatrische Intensivstation und prägte in dieser Funktion entscheidend die Entwicklung der pädiatrischen Intensivmedizin an der Kinderklinik.

Neben seinen klinischen und wissenschaftlichen Leistungen war Ernst-Nikolaus Neu ein engagierter akademischer Lehrer. Er widmete sich mit großer Hingabe der Ausbildung von Studierenden und jungen Ärztinnen und Ärzten und vermittelte ihnen nicht nur Fachwissen, sondern auch die Haltung eines forschenden und verantwortungsbewussten Mediziners. Mit seinen klaren und praxisnahen Vorlesungen und Seminaren, aber auch durch sein Vorbild im klinischen Alltag, prägte er Generationen junger Pädiaterinnen und Pädiater. Auch bei postpromtionellen Fortbildungen war er bei den Ärztetagen in Grado und Velden viele Jahre ein gefragter und beliebter Vortragender.

Seine hochkarätigen wissenschaftlichen Arbeiten fanden Eingang in renommierte Fachzeitschriften wie Science, Journal of Clinical Investigation, Circulation, European Heart Journal und Blood und setzten wichtige Impulse in der Erforschung immunologischer Mechanismen der Myokarditis. Als Gutachter für nationale und internationale Forschungsförderungsprogramme und als geladener Sprecher auf zahlreichen internationalen Kongressen brachte er seine Expertise weit über die Grenzen Österreichs hinaus ein.

Das Lebenswerk von Univ.-Prof. Dr. Ernst-Nikolaus Neu vereinte wissenschaftliche Exzellenz, engagierte Lehre und personalisierte Kinderintensivmedizin.

In seiner spärlichen Freizeit widmete er sich seiner Familie und dem Sport in seinen geliebten Bergen - Mountainbiken, Klettern, Paragleiten und Skitouren.

Wir werden ihn als jemanden in Erinnerung behalten, der seinen Beruf mit Herz und Seele ausübte und über Jahrzehnte Klinik, Wissenschaft und Lehre an der Kinderklinik mitgestaltete.

Thomas Müller, Ursula Kiechl-Kohlendorfer, Ralf Geiger
Im Namen der Mitarbeiter:innen des Departments für Kinder-und Jugendheilkunde

(Innsbruck, am 13. Oktober 2025, Foto: privat)

Aktuell