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Simulierte Nachtschicht: Fotoreportage über die Skills Night 2025

12 Teams – 12 Notfallszenarien: Eine Nachtschicht lang trainierten 48 Studierende der Medizin sowie der Gesundheits- und Krankenpflege in interdisziplinären Teams ihre notfallmedizinischen Fähigkeiten. Bei der „Skills Night“ an der Med Uni Innsbruck in der Nacht auf den 11. Mai 2025 übten sie anhand von Fallbeispielen, unter Zeitdruck gemeinsam medizinische Notfälle zu versorgen. Das Projekt wurde 2024 mit dem Staatspreis für Lehre ausgezeichnet.

Allergie? Oder doch Exsikkose? Woran leidet dieser Patient? Und vor allem: Was muss ich tun? – Viele Fragen schießen den vier Studierenden bei ihrem ersten Fall der Skills Night durch den Kopf. Das Szenario: Nach der Übergabe durch den Rettungsdienst muss das interdisziplinäre Notfallteam einen Patienten mit schwerer Atemnot und Juckreiz behandelt. Bei der Skills Night haben 48 Studierende der Medizinischen Universität Innsbruck sowie der fh gesundheit die Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Eine Gruppe von vier Studierenden steht um einen Patienten herum, der auf einer Liege liegt.

In Teams spielen je zwei Medizin- und Pflegestudierende zwischen 18.30 und 3.30 Uhr zwölf Fälle durch. Zur Vorbereitung darauf fanden am Freitag und Samstag Vorträge und Workshops statt. Die Teilnahme ist für die Studierenden freiwillig.

Praxisnah durch interdisziplinäre Zusammenarbeit

„Bei der Skills Night kann man von-, mit- und übereinander lernen, weil man seine Fähigkeiten in einem interprofessionellen Team aus Pflege und Medizin einsetzt“, erklärt David Pichler, Koordinator des Projekts und Medizinstudent im 8. Semester. „Die Simulation der Fallbeispiele soll so realistisch wie möglich wirken, sodass die Studierenden irgendwann gar nicht mehr bemerken, dass es sich um eine Übung handelt. Gleichzeitig versuchen wir eine unterhaltsame und sichere Atmosphäre für die Studierenden zu schaffen, in der es kein Problem ist, auch einmal Fehler zu machen“, sagt der 22-Jährige.

Eine Darstellerin liegt mit aufgeschminkter Kopfwunde am Boden, eine Studentin zieht ihr eine Sauerstoffmaske über.

Die Fallbeispiele – darunter ein Herzinfarkt, ein Kind mit Fieberkrampf und ein Palliativ-Fall – sind an den klinischen Alltag angelehnt. Entwickelt wurden sie von Medizinstudierenden aus höheren Semestern und AnästhesiepflegerInnen der tirol kliniken, diese beobachten die TeilnehmerInnen während der Szenarien, geben Feedback und Tipps.

Im Erdgeschoss wird ein präklinischer Notfall durchgespielt, eine Frau ist aus großer Höhe abgestürzt. Mit Unterstützung durch den Rettungsdienst der Johanniter Tirol müssen die Studierenden die Erstversorgung übernehmen.

Vier Studierende und zwei Sanitäter kümmern sich um eine Patientin, die auf einer Trage liegt. Im Hintergrund wird die Übung von TutorInnen und ZuschauerInnen beobachtet.

Als Figurantin ist kurzfristig eine Pflegerin der Aufwachintensivstation eingesprungen: „Ich sehe hier mal eine andere Perspektive und habe gemerkt: Nicht einmal als nur simulierende Patientin kriegt man viel von dem mit, was um einen herum passiert, man sieht nur Köpfe. Es ist auch für mich selbst ein eindrückliches Erlebnis.“

Die zum Glück nur gespielten Schmerzensschreie gehen unter die Haut – genauso wie ein Fallbeispiel häuslicher Gewalt. „Wir versuchen, möglichst viele Aspekte der Arbeit auf einer Notaufnahme darzustellen, deshalb war es uns auch dieses Thema wichtig“, erläutern die OrganisatorInnen.

Viel Engagement – Staatspreis Ars Docendi 2024

Insgesamt sind rund 150 Personen an der Nachtschicht beteiligt, neben den teilnehmenden Studierenden ein Team von über 80 TutorInnen, PflegerInnen, ÄrztInnen, Mitgliedern von Rettungsdiensten bis hin zu DarstellerInnen und einem Schminkteam. Organisiert wurde die Veranstaltung auf ehrenamtlicher Basis von Notfall4You (einem Projekt des ÖH-Trainingszentrums) und der Anästhesiepflege der tirol kliniken, in Zusammenarbeit mit der Med Uni Innsbruck, der fh gesundheit sowie der HochschülerInnenschaft Medizin und fhg. Dieses Engagement rund um das interdisziplinäre studentische Projekt wurde im Herbst 2024 auch mit dem österreichischen Staatspreis für exzellente Lehre „Ars Docendi“ belohnt.

FigurantInnen machen die Szenarien lebendig

Um noch mehr Berufsgruppen zu integrieren, wurde heuer auch der Studiengang Gebärdensprachdolmetschen der fh gesundheit beteiligt: Ein Patient mit Lungenentzündung wird von einem Gehörlosen gespielt, die TeilnehmerInnen können DolmetscherInnen anfordern. Martina Ebner und Maris Filipic studieren im 4. Semester Gebärdensprachdolmetschen und erleben ihren Einsatz bei der Skills Night als ziemlich herausforderendes Lernumfeld: „Wir haben uns mit Vokabellisten vorbereitet, aber es kommen viele neue Fachbegriffe vor und es reden oft vier Leute durcheinander.“ Gleichzeitig sehen sie in der Veranstaltung eine Möglichkeit, das zukünftige Gesundheitspersonal im Umgang mit Gehörlosen zu sensibilisieren, auch was die Sprache betrifft: „Der Begriff taubstumm ist diskriminierend, der korrekte Ausdruck lautet gehörlos.“

Eine Studierende spricht in Gebärdensprache mit einem Darsteller, der auf einer Liege sitzt, Um ihn sind Studierende mit der medizinischen Versorgung beschäftigt.

Gebärdensprache: Das Feedback des gehörlosen Darstellers an die Studierenden: „Ich wünsche mir, dass direkt mit mir kommuniziert wird, z.B. mit Gesten oder schriftlich. Und auch wenn die Dolmetscherin da ist: Ich bin der Patient!“

Zum realistischen Szenario tragen auch die aufwändig geschminkten FigurantInnen bei – das Schminkteam ist eigens aus Innichen angereist. „Eine halbe Stunde kann es schon dauern, wenn ich komplizierte Wunden machen muss“, erzählt Patrick Grüner, der wie seine Kollegen selbst im Rettungsdienst tätig ist.

Ein Figurant wird von zwei Personen geschminkt, im Gesicht wird mit Pinsel helle Farbe aufgetragen, am Unterschenkel wird rote Farbe aufgetragen.

„Die Skills Night ist ein super Projekt, alles ist toporganisiert, da sind wir gerne gekommen“, erklärt Patrick Grüner, warum das Schminkteam aus Südtirol über 130 Kilometer Anreise auf sich genommen hat.

Für die Organisation ist Franziska Buschert mitverantwortlich. „Wir überlegen uns spannende Fälle und geben uns viel Mühe, Übungsartefakte möglichst auszuschließen“, erklärt die Studentin, die vor ihrem Medizinstudium als Notfallsanitäterin gearbeitet hat, bei der Skills Night von Anfang an dabei ist und später auch selbst in der Notfallmedizin oder Anästhesie arbeiten möchte.

Gabriel Eisenköck, David Pichler, Franziska Buschert, Laura Sieberer, Matthias Feichter und Ivan Abbinante blicken für ein Gruppenfoto in die Kamera.

Zwischendurch ein Foto mit einem Teil des Orga-Teams: Gabriel Eisenköck, David Pichler, Franziska Buschert, Laura Sieberer, Matthias Feichter und Ivan Abbinante. Außerdem mit im Organisationsteam: Valentin Hauler, Benedikt Brida, Matthias Hilkenmeier und Marlene Tothill.

„Bei der nächsten Ausgabe möchten wir für die Studierenden der Biomedizinischen Analytik ein Notfall-Labor aufbauen“, plant Koordinator David Pichler schon für das kommende Jahr – denn auch für diesjährige Skills Night begann die Planung direkt im Anschluss an die Skills Night 2024.

(14.05.2024, Text und Bilder: MUI/P. Volgger)

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