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Zukunft Allgemeinmedizin: Studierende, Ärztekammer und Politik im Dialog

Was finden Studierende am Berufsbild Hausarzt oder Hausärztin spannend? Was könnte sie davon abhalten, später als solche zu arbeiten? Im Rahmen eines Seminars haben sich Studierende des Erweiterungsstudiums Allgemeinmedizin mit HausärztInnen, GemeindepolitikerInnen und Vertretern der Österreichischen Ärztekammer zum Austausch über ihre Wünsche und Bedenken getroffen.

167 Studierende absolvieren derzeit an der Medizinischen Universität Innsbruck das Erweiterungsstudium Allgemeinmedizin. Das Angebot unter der Leitung von Alfred Doblinger ist sehr praxisnah und so konnten sich im Rahmen einer Lehrveranstaltung 15 Studierende mit der medizinischen Versorgungsstruktur in der Gemeinde Zirl vertraut machen. Sie trafen Verantwortliche von Pflegediensten und Wohnheimen sowie den Bürgermeister zum Gespräch und besuchten zwei Praxen für Allgemeinmedizin.

Mit dem Sprengel Zirl wurde ein Positiv-Beispiel ausgewählt, denn dort sind sechs HausärztInnen aktiv. Eine von ihnen ist Sabine Wutscher, die auch wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte am Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck ist und die Studierenden durch ihre Ordination geführt hat. Die Studierenden analysierten die Ist-Situation und erarbeiteten Verbesserungsvorschläge und Wünsche als zukünftige HausärztInnen, die sie dann Mitte Dezember mit EntscheidungsträgerInnen der Gemeindepolitik und der Ärztekammer diskutierten.

Studierende des Erweiterungsstudiums Allgemeinmedizin

Für die Österreichische Ärztekammer waren Edgar Wutscher (3. Vizepräsident der ÖAK und 1. Stellvertreter des Obmanns der Kurie niedergelassene Ärzte) und Stefan Kastner (Präsident der Ärztekammer Tirol) zum Austausch mit den Studierenden gekommen. Auch die Landtagsabgeordnete und Vizebürgermeisterin von Zirl, Iris Zangerl-Walser, nützte die Gelegenheit, um die Wünsche von potentiellen HausärztInnen kennenzulernen.  

Alfred Doblinger (Leitung Institut für Allgemeinmedizin), Edgar Wutscher (Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer), Iris Zangerl-Walser (Landtagsabgeordnete und Vizebürgermeisterin Zirl), Sabine Wutscher (Allgemeinmedizinerin in Zirl und wissenschaftliche Mitarbeiterin), Stefan Kaster (Ärztekammerpräsident in Tirol), Christoph Hickmann (Projektleiter)

Verschiedene Vorstellungen von der Tätigkeit als AllgemeinmedizinerIn

In der Diskussion wurde klar, dass die Studierenden verschiedene Vorstellungen von ihrem Wunscharbeitsplatz haben. Einige favorisierten eine Gruppenpraxis, andere die Arbeit in einer Primärversorgungseinheit, manche bevorzugen eine Wahlarztordination, andere können sich nur eine Kassenarztstelle vorstellen. Ärztekammervertreter Wutscher betonte in diesem Zusammenhang, dass es schon jetzt viele Möglichkeiten gebe und diese auch weiterentwickelt würden.

Auch die Bedingungen für Karenz und Kinderbetreuung waren für viele Studierende ein Kriterium für die Entscheidung, AllgemeinmedizinerIn zu werden, zumal die Mehrheit der Studierenden weiblich ist. Die Größe der Gemeinde und die Freizeitangebote wurden von den Studierenden als mitentscheidend für eine mögliche Tätigkeit als AllgemeinmedizinerIn bezeichnet. Daneben ist es den Studierenden ein Anliegen, genügend Zeit für Prävention oder Langzeitbetreuung von chronisch kranken PatientInnen zu haben. Der Wunsch nach einem hausärztlichen Netzwerk gegen die Vereinsamung als AllgemeinmedizinerIn - im Unterschied zum Klinikalltag - wurde genannt.

Als HausärztInnen nicht ständig verfügbar sein

Bei den Gesprächen in Zirl hatten die Studierenden den Eindruck, dass die Vorstellung von HausärztInnen, die praktisch rund um die Uhr verfügbar sein sollen, weit verbreitet ist. Eine ausgewogene Work-Life-Balance spielt für die Studierenden aber eine große Rolle. Darin wurden sie auch von allen DiskussionsteilehmerInnen unterstützt. Außerdem wünschen sich viele Studierende eine räumliche Distanz zwischen Arbeits- und Wohnort, um Berufliches und Privates leichter trennen zu können.

Mehrere Studierende wünschten sich die Möglichkeit, vor der Entscheidung für die Tätigkeit als AllgemeinmedizinerIn genügend Erfahrung zu sammeln; schließlich hätten HausärztInnen viel Verantwortung. Kastner lobte in diesem Zusammenhang das Modell der Übergabepraxis, das eine dreijährige Übergangszeit vorsieht, so könnten Junge von Erfahrenen lernen und sich gleichzeitig Bevölkerung und AllgemeinmedizinerIn aneinander gewöhnen. 

Der Austausch wurde von allen Beteiligten begrüßt, die Vertreter der Ärztekammer dankten den Studierenden für ihre Motivation und luden sie ein, die Ärztekammer auch weiterhin als Ansprechpartner zu sehen. Denn es brauche das Zusammenspiel aller AkteurInnen, um eine gute Arbeitssituation für AllgemeinmedizinerInnen sicherzustellen und die hausärztliche Versorgung der Bevölkerung zu garantieren. 

(Innsbruck, 23.02.2024, Text und Bild: MUI/P. Volgger)

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