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Liechtensteinpreis in Vaduz verliehen

Am Donnerstag, 25. April, wurde in Vaduz der Preis des Fürstentums Liechtenstein für wissenschaftliche Forschung feierlich überreicht. Die Preisträgerinnen und Preisträger in diesem Jahr sind Rike Stotten, Monika Messner und Robert Wild von der Universität Innsbruck sowie Andreas Pircher von der Medizinischen Universität Innsbruck.

Die Liechtenstein-Preisträger:innen (v.l.): Andreas Pircher, Monika Messner, Rike Stotten und Robert Wild

BU: Die Liechtenstein-Preisträger:innen (v.l.): Andreas Pircher, Monika Messner, Rike Stotten und Robert Wild

Stellvertretend für Bildungsministerin Dominique Hasler gratulierte Regierungsrätin Graziella Marok-Wachter den Preisträgerinnen und Preisträgern bei der Übergabe der Urkunden im Regierungsgebäude in Vaduz zu ihren herausragenden wissenschaftlichen Leistungen. „Gerade in einer Welt mit immer rasanteren Veränderungen und komplexeren Problemstellungen ist die Wissenschaft das Fundament, auf dem wir die Lösungen zu den Fragen unserer Zukunft aufbauen können“, erklärte Regierungsrätin Graziella Marok-Wachter. Umso wichtiger sei es für Liechtenstein, dass man herausragende Beiträge und Forschungsleistungen mit Preisen wie diesem würdigen könne.

Die Rektorin der Universität Innsbruck, Veronika Sexl, bedankte sich für die langjährige Unterstützung der Forschung an der Universität Innsbruck: „Dieser Preis zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen an der Universität Innsbruck und wird nun schon seit über 40 Jahren vergeben. Im Namen der Universität Innsbruck möchte ich dem Fürstentum Liechtenstein für die langjährige Unterstützung danken. Diese wertvolle Partnerschaft fördert die akademische Exzellenz und ermöglicht es uns, Forschung auf höchstem Niveau zu betreiben“, sagte Rektorin Veronika Sexl. Auch der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, betonte die Bedeutung des Preises: „Mit der Vergabe dieses Preises setzt das Fürstentum Liechtenstein seit vielen Jahren ein wertvolles Zeichen der Anerkennung. Unsere jungen Forscherinnen und Forscher werden dadurch nicht nur motiviert, weiterhin wertvolle, wissenschaftliche Beiträge zu leisten – sie werden auch vor den Vorhang geholt. So wird Forschung auch nach außen sichtbar.“

Preisträgerinnen und Preisträger der Universität Innsbruck

Perspektiven der ländlichen Soziologie

Rike Stotten fokussiert sich in ihrer mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichneten Forschungsarbeit auf die Dynamiken des ländlichen Raums in europäischen Berggebieten. Dabei analysiert sie sogenannte „socioscapes“, ein Konzept, das soziale Aspekte des Ländlichen, die Beziehungen der Landbewohnerinnen und Landbewohner und ihre Lebensweisen umfasst. „Ich untersuche landwirtschaftliche Betriebe, wertebasierte Wertschöpfungsketten und regionale Gemeinschaften im Kontext des aktuellen Lebensmittelregimes, um die vielfältigen Perspektiven und Realitäten in sozial-ökologischen Systemen zu beleuchten“, erklärt Rike Stotten. Die Soziologin will durch diese integrative Betrachtungsweise ein tieferes Verständnis für die Verflechtungen des ländlichen Lebens schaffen, die für die Analyse komplexer Probleme wie Klimawandel und Ernährungssicherheit wesentlich sind.

Rike Stotten studierte Geografie und Soziologie an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Universität Aachen und arbeitete als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und am Kompetenzzentrum für Stadt- und Regionalentwicklung der Hochschule Luzern. Seit 2020 ist sie Assistenzprofessorin am Institut für Soziologie der Universität Innsbruck. Stotten ist Sprecherin der Sektion Ländliche Sozialforschung der Österreichischen Soziologischen Gesellschaft sowie stellvertretende Sprecherin des Forschungszentrums Berglandwirtschaft.

Mehrsprachigkeit, Instruktionen und Multimodalität in Orchesterproben

Monika Messner wurde für ihre Arbeit zur Erforschung institutioneller Kommunikations- und Interaktionsmuster ausgezeichnet. Ihre Studie fokussiert auf Mehrsprachigkeit und instruktiv-multimodale Handlungen in Orchesterproben. „Besonderes Augenmerk legte ich in meiner Studie auf den mehrsprachigen Charakter von Orchesterproben. Ich untersuchte, wann welche Sprache(n) in welcher Funktion in der Interaktion zwischen Dirigent:in und Musiker:innen eingesetzt wird/werden“, erklärt Monika Messner. Durch eine umfangreiche Analyse von 55 Stunden Videomaterial von Proben in französischen und italienischen Symphonieorchestern machte die Romanistin deutlich, dass Dirigent:innen je nach sprachlich-kommunikativem Repertoire unterschiedlich agieren und oft sogenanntes Codeswitching praktizieren. „Außerdem konnte ich feststellen, dass Dirigent:innen für das Instruieren und Korrigieren der Musiker:innen in der Probe neben Sprache weitere multimodale Ressourcen wie Gestik, Mimik, Körperbewegungen und Gesang, der eine spezielle instruktive Funktion einnimmt, einsetzen“, so Messner.

Monika Messner absolvierte ein Lehramtsstudium in Französisch und Italienisch an der Universität Innsbruck und promovierte 2021 im Fach Romanistik/Italienisch an der Universität Salzburg. Seit September 2021 ist sie Universitätsassistentin für französische und italienische Sprachwissenschaft am Institut für Romanistik der Uni Innsbruck.

Quantenprozesse messen

Robert Wild wurde für seine Forschung im Bereich der Kryo-Ionenfallen mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichnet. Mithilfe von Kryo-Ionenfallen können chemische Reaktionen unter extrem kalten Bedingungen nahe dem absoluten Nullpunkt beobachtet werden. Durch die tiefe Abkühlung werden Teilchenbewegungen stark verlangsamt. „Bei derartig niedrigen Energien werden die Quanteneigenschaften der Teilchen relevant, was bedeutet, dass man die reagierenden Teilchen nicht mehr als Kügelchen die sich anziehen oder abstoßen betrachten kann. Man muss miteinbeziehen, dass Teilchen sich auch wie eine Welle verhalten und sich entsprechend ausbreiten können“, erklärt Robert Wild. In ihrer Arbeit gelang es den Wissenschaftler:innen um Wild, den quantenmechanischen Tunneleffekt zu messen, der bisher nur berechnet werden konnte. „Unsere Messung stimmt mit den Quantentunnelberechnungen überein und bietet einen Maßstab für zukünftige theoretische Methoden zur Beschreibung von Tunnelreaktionen“, erklärt Robert Wild.

Robert Wild studierte Physik an der University of Arizona (USA) und absolvierte das Ph.D.-Studium an der University of Colorado (USA). Seit 2017 ist er in der Arbeitsgruppe von Roland Wester am Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Uni Innsbruck und ist seit 2022 Senior Scientist in ebendieser Gruppe.

Preisträger der Medizinischen Universität Innsbruck

Die Tumormikroumgebung im Fokus

Liechtenstein-Preisträger Andreas Pircher, Südtiroler, studierte Humanmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck, wo er auch sein PhD-Studium im Programm „Molecular Oncology“ und die Facharztausbildung in Innerer Medizin absolvierte. Im Rahmen eines Erwin Schrödinger-Stipendiums erforschte er als Post-Doc im renommierten Labor von Prof. Carmeliet am Vesalius Research Center (VRC) in Leuven neue Mechanismen der Resistenzentwicklung gegenüber antiangiogenen Therapien und fokussierte sich dabei auf den Metabolismus von Tumorendothelzellen. Seit seiner Rückkehr nach Innsbruck ist er Assistenzprofessor für experimentelle Hämatologie und Onkologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin V. Das zentrale Forschungsinteresse des Hämato-Onkologen liegt in der Charakterisierung des komplexen Zusammenspiels bösartiger Zellen mit den umgebenden Strukturen des Tumors, wie beispielsweise Bindegewebe, Blutgefäße und Immunzellen. Diese sogenannte Tumormikroumgebung wird als Quelle neuer Biomarker und als therapeutisches Ziel in der Krebsbekämpfung immer mehr beachtet. In den drei mit dem Liechtenstein-Preis ausgezeichneten Forschungsarbeiten gelang es Andreas Pircher, neue therapeutische Angriffspunkte für antiangiogene Therapien beim Prostatakarzinom zu identifizieren. Eine neue Methode der Einzelzell-RNA-Sequenzierung ermöglichte zudem die Bestimmung einzelner Immunzellen in der Tumormikroumgebung in Gewebeproben von Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs. „Mit der möglichst präzisen Bestimmung der zellulären Zusammensetzung des Tumors wird sich die Ansprechrate von Immuntherapien beim Bronchialkarzinom verbessern lassen“, so Andreas Pircher.

(26.04.2024, Text: Redaktion, Bilder: B. Hoffmann-Ammann)

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