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Prostatakrebs sichtbar machen

Im Kampf gegen Krebs spielen der Zeitpunkt der Diagnose, die Lokalisierung und die Einstufung der Aggressivität eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund arbeiten Wissenschaftler um Prof. Ferdinand Frauscher von der Klinischen Abteilung für Radiodiagnostik II in Zusammenarbeit mit Kollegen aus ganz Europa an einem Kontrastmittel, mit dem Tumore genauer klassifiziert werden können.

In der klinischen Praxis wird den Patienten heute ein Kontrastmittel gespritzt, das bei der Ultraschalluntersuchung Abnormalitäten im Körper sichtbar macht. Aussagen über Gutartigkeit oder Bösartigkeit von Tumoren können auf Basis dieser Untersuchung bisher aber nicht exakt getroffen werden. Darüber hinaus ist es derzeit noch nicht möglich, die Art des Tumors zu bestimmen, etwa ob es sich um Darmkrebs oder um Metastasen von Prostatatumoren handelt. Infolgedessen muss vor der Therapieentscheidung eine Biopsie des erkrankten Gewebes entnommen werden. Durch die Entwicklung eines spezifischen Ultraschallkontrastmittels soll diese Untersuchung nun wesentlich verkürzt und optimiert werden.

Zielgenaue Diagnose

Ultraschallkontrastmittel bestehen aus Mikrobläschen in der Größe eines roten Blutkörperchens. Diese können mit spezifischen Zielproteinen verbunden werden, die sich an die Zellen des Prostatakarzinoms anheften. „Diese Antikörper gehen gezielt nur mit den Tumorgefäßen eines speziellen Karzinoms eine Verbindung ein“, erklärt Prof. Ferdinand Frauscher von der Innsbrucker Radiologie, der dieses Verfahren für die Diagnose von Prostatatumoren erprobt. „Die Antikörper funktionieren gewissermaßen wie der Schlüssel zu einem bestimmten Schloss.“ Wird nun das Kontrastmittel gespritzt, zirkuliert dieses im Blutkreislauf und heftet sich nur an Tumorgefäße des Prostatakarzinoms. „Im Ultraschallbild werden dann alle befallenen Regionen inklusive der Metastasen sichtbar“, erläutert Frauscher die Vorteile. „Durch die Häufigkeit der eingegangenen Verbindungen können wir bestimmen, wie aggressiv der Tumor ist.“ Passende Mikrobläschen und Zielobjekte hat die Wissenschaft bereits gefunden und im Zellmodell erprobt. Nun ist es Aufgabe der Innsbrucker Forscher um Prof. Ferdinand Frauscher in enger Zusammenarbeit mit europäischen Partnern aus Universitäten und Industrie diesen Nachweis auch im Tiermodell zu erbringen. Dies geschieht mit Hilfe von nuklearmedizinischen Verfahren sowie Ultraschall und intravitaler Mikroskopie. Diese Innsbrucker Teilstudie startete im April und soll bis Oktober abgeschlossen sein.

Enge Zusammenarbeit

Neue Verfahren fordern meist auch neue Technologien. So ist die Entwicklung eines neuen Ultraschallkontrastmittels nur möglich, wenn auch die entsprechende Technik vorhanden ist. Darum haben sich Partner aus Industrie und Wissenschaft zu einem europäischen Netzwerk zusammengeschlossen, das unter dem Namen TAMIRUT von der Europäischen Union mit insgesamt 2,2 Millionen Euro gefördert wird. Die Gesamtkosten belaufen sich jedoch auf fast 4 Millionen Euro, wobei die verbleibenden Kosten von den industriellen Partnern übernommen werden. Dem Forscherteam aus Innsbruck stehen für die Studien aus diesen Mitteln 200.000 Euro zur Verfügung. Jedoch soll der Abschluss der EU-Förderung im Oktober dieses Jahres nicht das Ende der Studie bedeuten. Ein Antrag zur Weiterführung wurde bereits eingereicht. Es soll an weiteren Krebsformen und einem Therapieansatz geforscht werden. „Dass wir im Bereich des Prostatakarzinoms eine sehr gute Forschung und Versorgung haben, ist der hervorragenden Grundlagenforschung in diesem Bereich zu verdanken, die vor allem auf die Initiative von Prof. Georg Bartsch von der Universitätsklinik für Urologie zurückgeht“, vermerkt Prof. Frauscher. „Zudem kommt uns die Erfahrung in diesem Bereich auch für unsere weiteren Studien zu gute.“