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Optimierung der Therapie für Multiple Sklerose

Rekombinantes Interferon-beta (IFN-beta) ist als Therapie der ersten Wahl bei schubförmig verlaufender Multipler Sklerose (MS) etabliert. Ein großer Nachteil dieser Therapie ist das mögliche Auftreten neutralisierender Antikörper (NAb) gegen IFN-beta in manchen Patienten, das zu einer Reduktion der klinischen Wirksamkeit des IFN-beta Präparats führt. Das EU-Projekt NABINMS widmet sich der genauen Untersuchung der NAbs, um Antikörper in MS-Patienten besser nachweisen und effektive Strategien für NAb-positive Personen entwickeln zu können.

Multiple Sklerose ist derzeit unheilbar aber gut behandelbar, und sie weiter verbreitet als man denkt. In der EU ist circa jeder tausendste Erwachsene betroffen. Der Krankheitsverlauf ist unregelmäßig und schwer vorherzusagen. Die derzeitigen IFN-beta Therapien zielen darauf ab, Krankheitsaktivität zu reduzieren. Wie die meisten Biopharmaka kann auch das IFN-beta die Bildung von Antikörpern auslösen. NABINMS steht für Neutralizing Antibodies (NAbs) to Interferon Beta in Multiple Sclerosis. NAbs reduzieren die biologische Aktivität von IFN-beta, indem sie die Bindung von IFN-beta am Rezeptor blockieren. Bisherige Studien divergieren stark in der Einschätzung, wie hoch der Prozentsatz der betroffenen Patienten liegt. Ein wichtiges Ziel von NABINMS ist es daher, klare und vergleichbare Untersuchungsergebnisse zu erhalten. Dazu müssen Testverfahren validiert und standardisiert und neue Tests zum Aufspüren von NAbs entwickelt werden. Die Medizinische Universität Innsbruck ist mit dem Neurologen Prof. Florian Deisenhammer speziell an diesem Aspekt von NABINMS beteiligt. Das Projekt begann vor über einem Jahr und ist auf drei Jahre angelegt. In dieser Zeit haben die Projektpartner einen neuen, kostengünstigen Test für Interferon-Antikörper etabliert, der validiert wurde. Dabei arbeiten die Forscher eng mit NABINMS-Teams in Düsseldorf, Turin, London und Huddinge in Schweden zusammen. Zum NABINMS-Konsortium gehören insgesamt elf Universitäten und drei Firmen aus zehn europäischen Ländern. Die Arbeiten im Bereich der Testverfahren verfolgen zwei Richtungen: die Überprüfung und Standardisierung bestehender Analysen, bei denen NAbs vor allem über die Reaktion des MxA Proteins erfasst werden und die Entwicklung neuer Tests auf der Basis der mRNA-Induktion.

Biomarker und immunologische Konzepte

Ein weiterer wichtiger Arbeitsbereich ist die Untersuchung der biologischen Interferon-Effekte (Biomarker) und der eigentümlichen Entwicklungsdynamik der NAbs. Diese schwächen zwar die therapeutische Wirkung von IFN-beta ab, bilden sich aber bei Fortführung der Therapie wieder zurück. In Tiermodellexperimenten konnte das immunologische Konzept erhärtet werden, dass bei der Entwicklung der NAbs eine Toleranzdurchbrechung mit anschließender Wiederherstellung stattfindet. Man geht daher von einem (unfreiwilligen) Modell humaner Autoimmunität aus. Eine effektive Strategie zur Behandlung NAb-positiver Patienten könnte darin bestehen, diese Entwicklung der NAbs zu beeinflussen. Zuvor braucht es dafür jedoch ein besseres und regelmäßiges NAb-Screening. Gerade solche Forschungen gehen über die Möglichkeiten einer einzelnen Universität hinaus. Das Team von Prof. Deisenhammer arbeitet in diesem Bereich mit medizinischen Universitäten in Basel, Kopenhagen, Barcelona, Amsterdam und Turin zusammen. Bis 2008 studieren sie Patienten, die erstmals mit Interferonen behandelt werden und versuchen, prognostische Marker für das Therapieansprechen und die Entwicklung von NAbs zu identifizieren. Mit dem Forschungsprojekt assoziierte Projekte werden darüber hinaus in Dissertationen bearbeitet, wobei die technischen Einrichtungen genützt werden können.

Zukunftspläne

Prof. Deisenhammer beschäftigt sich seit rund 10 Jahren mit der Biomarker-Forschung im Bereich der MS-Therapie. Seine bisherigen Arbeiten haben zum Verständnis solcher Marker beigetragen und sind auch eine der wesentlichen Grundlagen des NABINMS-Projekts. Für das 7. Rahmenprogramm der EU plant Prof. Deisenhammer einen Antrag zur Förderung des Biomarker-Forschungsprojekts BIOMS und strebt außerdem eine Verlängerung des NABINMS-Projekts zur Erhebung gesundheitsökonomischer Daten in Bezug auf NAbs an.