Immunsuppressivum beschleunigt Zellalterung
Das Medikament Cyclosporin A ist ein gängiges Immunsuppressivum, das in der Transplantationsmedizin häufig zum Einsatz kommt. Gemeinsam mit Dr. Paul Jennings aus dem Labor von Prof. Walter Pfaller von der Abteilung für Physiologie hat Dr. Christian Koppelstätter aus der Arbeitsgruppe von Prof. Gert Mayer von der Klinischen Abteilung für Nephrologie erstmals nachgewiesen, dass dieses Immunsuppressivum zur Alterung von Nierenzellen führt. Er trägt dieses Ergebnis in dieser Woche auf der Jahrestagung der American Society of Nephrology vor.
Der Wirkstoff des Medikaments Cyclosporin A ist ein aus dem Pilz Tolypocladium inflatum Gams isoliertes zyklisches Protein. Der Pilz wurde vom Tiroler Walter Gams in den 50er-Jahren in Torfböden in Obergurgl entdeckt und erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die immunsuppressive Wirkung wurde in den 70er-Jahren erkannt, und nach intensiven Forschungen konnte der Wirkstoff 1983 erstmals als Immunsuppressivum zugelassen werden. Seither ist das Medikament aus der Transplantationsmedizin kaum mehr wegzudenken, andererseits ist dessen toxische Wirkung für die Nieren lange bekannt. Der Wirkstoff führt unter anderem zu einer Verengung der Gefäße sowie zu Fibrosen in der Niere. Dies kann bis zum chronischen Versagen der Nieren führen.
Zellwachstum wird gestoppt
Innsbrucker Forscher haben nun in einem Zellkulturmodell erstmals nachgewiesen, dass dieser Wirkstoff zu einer beschleunigten Alterung der Nierenzellen führt. Der auf die Forschung über das biologische Altern spezialisierte Dr. Christian Koppelstätter hat festgestellt, dass Cyclosporin A zur Bildung von Wasserstoffperoxid und damit von freien Radikalen führt. Diese verkürzen die Telomere, die Enden der Chromosomen, und führen damit zu einer Reduktion der Zellteilung. Auch werden durch Cyclosporin A Zellzyklus-Inhibitoren aktiviert, die das Zellwachstum stoppen, was gleichbedeutend mit einer gealterten Zelle ist. Die Zellen bleiben zwar im Organ erhalten, sie können dem Gewebe bzw. dem Organ bei der Regeneration aber nicht mehr helfen, erklärt Christian Koppelstätter. Er präsentiert diese Ergebnisse in dieser Woche auf dem größten Nephrologen-Kongress in Philadelphia, wo das Thema auch den Medien vorgestellt wird. Zur Jahrestagung der American Society of Nephrology werden dort rund 10.000 Teilnehmer erwartet. Gefördert wurde das Forschungsprojekt von GRIP und im Rahmen des EU-Projekts Predictomics.