Einigung über Zulassungsverfahren
Die Vizerektoren für Lehre der österreichischen Medizinunis, Rudolf Mallinger (Wien), Gilbert Reibnegger (Graz) und Manfred Dierich (Innsbruck) einigten sich am Montag auf einen gemeinsamen Weg für die Zulassung: Zentrales Anmeldewesen, gemeinsamer Termin und eine Prüfung vor Studienbeginn. Graz bleibt allerdings wie schon heuer beim Multiple-Choice-Test, während Innsbruck und Wien einen Eignungstest nach Schweizer Vorbild (EMS) durchführen werden.
Die drei Medizinischen Universitäten in Graz, Innsbruck und Wien werden künftig ihre neuen Studierenden mit Hilfe von Eignungstests auswählen. Dazu wird es eine gemeinsame Verwaltung der BewerberInnen geben, um Mehrfachbewerbungen zu unterbinden und auch ein gemeinsamer Prüfungstermin an allen drei Universitäten ist eingeplant. Innsbruck und Wien werden dabei auch in Bezug auf den Eignungstest selbst sehr eng kooperieren und den in der Schweiz erprobten und evaluierten Eignungstest für das Medizinstudium in der Schweiz (EMS) verwenden. Sie werden diesen Test, der nicht erlerntes Wissen abprüft sondern viel mehr die Befähigung der KandidatInnen für ein Medizinstudium ermittelt, an einem gemeinsamen Termin vor Studienbeginn abhalten. Innsbruck und Wien werden darüber hinaus ein gemeinsames Ranking der KandidatInnen durchführen und diese dann soweit wie möglich nach deren Wünschen auf die beiden Medizinischen Universitäten verteilen. In einigen Fällen am Ende der Rangliste werden dabei dann Studierende zugeteilt werden müssen, damit alle verfügbaren Plätze auch entsprechend dem Ranking und der Kapazitätszahlen ausgenützt werden können. Diese sehr schnelle Einigung war auch deshalb möglich, weil Prof. Manfred Dierich bereits unmittelbar nach seiner Bestellung als Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten erste Gespräche mit seinem Wiener Amtskollegen geführt und auch schon Kontakte in die Schweiz geknüpft hatte. Er zeigte sich daher auch sehr zufrieden: Es war klar, dass das First come first served-Verfahren nicht dazu geeignet ist, diejenigen Studierenden auszuwählen, die am besten geeignet für ein Medizinstudium sind. Das EMSVerfahren ist bestens erprobt und ich denke, wir werden damit ein sehr gutes Instrument zur Verfügung haben. Ich bin auch froh, dass wir einen sehr breiten Konsens für alle drei medizinischen Universitäten erzielt haben, denn nun können wir unsere knappen Ressourcen so effizient wie möglich einsetzen.
Graz bleibt beim Multiple-Choice-Test
Die Medizinische Universität Graz will im Unterschied zu Wien und Innsbruck wie schon heuer erstmals im Rahmen des ersten Studienjahrs angestrebt - einen Multiple-Choice-Test einsetzen. Dieser Test prüft jenes Wissen, das die Studierenden auf der Basis des Virtuellen Medizinischen Campus (VMC) ab nächstes Jahr allerdings ebenfalls vor Studienbeginn erwerben müssen. Offen ist derzeit noch, wie die Auswahltests finanziert werden sollen, da die Universitäten nicht befugt sind Gebühren für diese Test vor Zulassung zum Studium einzuheben und die notwendigen Aufwändungen (bis zu 200 Euro pro Test) derzeit nicht in den globalen Universitätsbudgets enthalten sind. Diese Fragen werden nun in den kommenden Wochen gemeinsam mit Vertretern des Wissenschaftsministeriums geklärt.
Schweizer EMS-Test
Wien und Innsbruck werden nun in den kommenden Tagen an die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) formell herantreten, um zu klären, unter welchen Bedingungen und Konditionen der EMS-Test auch an diesen beiden österreichischen Medizinuniversitäten verwendet werden kann. Der Schweizer Test wird seit acht Jahren vom Zentrum für Testentwicklung und Diagnostik am Department für Psychologie der Universität Freiburg (Schweiz) erarbeitet und durchgeführt. Der EMS-Test prüft im Rahmen eines Tages in einem gesamt rund fünf Stunden dauernden schriftlichen Testverfahren folgende Fähigkeiten der StudienwerberInnen:
- Differenzierte visuelle Wahrnehmung
- Verständnis für medizinisch-naturwissenschaftliche Problemstellungen
- Räumliches Vorstellungsvermögen
- Quantitatives Problemlösen für medizinisch-naturwissenschaftliche Problemstellungen
- Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit
- Verständnis und Interpretation medizinisch-wissenschaftlicher Texte
- Behalten von figuralem bzw. verbalem Material
- Interpretationen von Diagrammen und Tabellen
Vorliegende Evaluierungen von EMS-Tests zeigen einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Prüfungsergebnissen und Studieneignung, zugleich erweist sich der Test als schichtenneutral, da der Test Fähigkeiten und nicht Fleißeffekte misst. Der EMS-Test, der derzeit in der Schweiz und einigen deutschen Universitäten als Auswahlverfahren zur Anwendung kommt, wird jährlich neu zusammengestellt und in der Schweiz und Deutschland am selben Prüfungstag abgewickelt. Ein Training in so genannten Paukerkursen ist wenig sinnvoll, die Chancengleichheit für die Geprüften somit relativ unabhängig von ihrem ökonomischen familiären Hintergrund.