search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Nirgends ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit so wichtig, wie bei der Bekämpfung von Epidemien. Die Krankheitserreger machen nie am Grenzbalken Halt, sondern verbreiten sich gerade im Zeitalter der Mobilität mit enormer Geschwindigkeit. Die EU fördert daher die Entwicklung eines europaweiten Forschungsnetzwerkes von europäischen Spitzenlabors. Prof. Reinhard Würzner vom Department für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin nimmt daran teil.

Aufgrund der schnellen Ausbreitung der Krankheitserreger wird es immer schwieriger die ursprüngliche Infektionsquelle zu finden. Überhaupt muss zunächst abgeklärt werden, ob es sich um einen Ausbruch mit einer Infektionsquelle oder um eine zufällige Anhäufung von Erregern derselben Art aus verschiedenen Quellen handelt. Diese Aufgabe ist nur länderübergreifend zu lösen und von enormer Bedeutung, werden doch laut WHO rund ein Drittel der Todesfälle weltweit durch Infektionskrankheiten verursacht. Mit einem Meeting Anfang Juli am Institut Pasteur in Paris starteten die 34 akademischen Partner aus 13 Ländern und mehrere Firmen aus Deutschland und Dänemark den Aufbau des Exzellenznetzwerkes ‚EuroPathoGenomics’. Die Europäische Union fördert dieses Vorhaben im 6. Rahmenprogramm mit 6,7 Millionen Euro. Koordiniert wird das Netzwerk vom Institut für Molekulare Infektionsbiologie der Universität Würzburg.

Aufbau einer europaweiten Infrastruktur

Das Projekt dient dazu, die europäischen Aktivitäten in Epidemiologie und Grundlagenforschung auf dem Gebiet der molekularen Charakterisierung von bakteriellen Krankheitserregern zu koordinieren. „Insbesondere um Epidemien rechtzeitig zu erkennen und um die Quelle zu identifizieren ist eine konzertierte Aktion unumgänglich“, erläutert Prof. Würzner. „Aber auch in der Grundlagenforschung helfen vereinte Anstrengungen, um mit größerem Erfolg ans Ziel zu kommen.“ Die Schwerpunkte liegen auf der Analyse pathogener Bakterien auf genomischer Ebene zur Entwicklung neuer diagnostischer Werkzeuge, der Analyse der Genexpression mikrobieller Gemeinschaften zur Definition neuer Ziele für die Therapie sowie auf der Untersuchung der Wirtsreaktionen zur Entwicklung neuer Impfstoffe. Gerade die Entwicklungen der funktionellen Genomik bieten in all diesen Bereichen neue Ansatzpunkte, sind doch 200 mikrobielle Genome inzwischen sequenziert und weitere 260 vollständige Genomsequenzen derzeit in Arbeit.

Bündelung bestehender Kräfte

Prof. Reinhard Würzner vom Department für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck nimmt als nationaler Koordinator an diesem neuen Netzwerk teil. Er ist Leiter der österreichischen Referenzlabors für EHEC und Listeria, zweier Krankheitserreger, die als zoonotische Erreger bezeichnet werden, da sich ein großes Reservoir im Tierreich befindet und die – häufig wegen falscher Verhaltensweisen, wie Konsum unpasteurisierter Milch, deren Produkte oder von ungenügend erhitztem Fleisch oder wegen ungenügender Hygiene – immer wieder zu Epidemien führen. Es sollen nun diejenigen Stämme, die in Österreich auftreten, mit denen anderer europäischer Staaten verglichen werden, um Ausbrüche später leichter identifizieren zu können. In der Grundlagenforschung bringt Prof. Würzner Expertise im Bereich der angeborenen Immunität, insbesondere des Komplementsystems, in das Projekt mit ein.